top of page

Gut besuchter Vortrag "AD(H)S und Legasthenie" mit Dr. Lutz Krüger-Ruda

Die zahlreichen Besucher des Vortrags „AD(H)S und Legasthenie“ erfuhren am vergangenen Mittwochabend viel über die folgenschwere Kombination von AD(H)S und Legasthenie. Der Referent Dr. Lutz Krüger-Ruda, leitender Kinder- und Jugendarzt an der KinderNeuro in Soltau, war auf Einladung des Kreisverbandes Legasthenie und der Uelzener AD(H)S-Selbsthilfegruppe JoJo nach Uelzen gekommen. Zu Beginn stellte er das komplexe Störungsbild von Legasthenie vor. Die Ursachen dafür sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Sicher spielen aber Vererbung oder eine Hirnfunktionsstörung im Bereich des Hörens oder Sehens eine große Rolle. Besonders häufig ist die Legasthenie Folge einer Aufmerksamkeitsstörung. Eindrucksvolles Beispiel hierfür war der achtjährige Justin, den das Publikum in einem Video kennenlernte. Justin versuchte mit Hilfe seiner Lerntherapeutin einfache Wörter zu lesen. Er gab sich große Mühe, konnte aber aus den Buchstaben keine Wörter bilden. Das Kind war sichtlich verzweifelt und den Tränen nahe. Von Freude am Lernen konnte da keine Rede sein.


Die Behandlung von Legasthenie oder Dyskalkulie ist immer schwierig und langwierig. Sie ist umso schwieriger und langwieriger, wenn die Ursache nicht bekannt ist. Deshalb ist eine genaue und umfangreiche Diagnostik wichtig. Die dauert mindestens acht Stunden, weiß Krüger-Ruda aus seiner Praxiserfahrung. Mit seinem multiprofessionellen Team geht er der Lernstörung genau auf den Grund. Nicht selten ist eine Aufmerksamkeitsstörung, also ADS oder ADHS, die Ursache. Wird diese behandelt, sind die Lernvoraussetzungen für das Kind deutlich verbessert. Es kann sich besser konzentrieren und die Behandlung der Legasthenie oder auch der Dyskalkulie in der Lerntherapie nimmt einen besseren Verlauf.


Neben der sozial- und verhaltenstherapeutischen Behandlung von AD(H)S ist die medikamentöse Unterstützung eine wichtige Ergänzung. Krüger-Ruda rät, damit nicht zu lange zu warten. Idealerweise beginnt man vor dem 10. Lebensjahr, damit Lernprozesse automatisiert werden können. Er weiß auch, dass viele Eltern unsicher sind, weil sie Abhängigkeiten oder eine Wesensveränderung ihres Kindes befürchten. „Die Suche nach dem richtigen Medikament und der passenden Dosierung ist oft langwierig und macht niemandem Spaß, ist aber unerlässlich.“ sagt Krüger-Ruda. Denn das Medikament soll die Symptome lindern und dem Kind das Leben und Lernen erleichtern. Keinesfalls soll es das Kind ruhigstellen oder gar sein Wesen verändern. Doch der erfahrene Mediziner und Vater eines „Hypies“, wie der seine von ADHS betroffenen Patienten liebevoll nennt, hat Verständnis für die Bedenken der Eltern. Hat er doch selbst bei seiner Tochter bis zum 13. Lebensjahr mit dem Medikament gewartet. „Das war zu lange.“ bekennt er heute.


Auch Justins Eltern wollten ihrem Sohn eigentlich kein Medikament gegen das ADS geben. Dennoch erklärten sie sich zu einem einmaligen Versuch bereit. Das Ergebnis war ebenso eindeutig wie berührend. Das Video zeigte Justin, wie er deutlich konzentrierter Buchstaben aneinanderfügt und sich selbständig ein Wort erliest. Voller Stolz strahlt er die Lerntherapeutin an.


bottom of page